Sonntag, 13. Oktober 2013

Ist Marcel Schröder noch zu halten?

Hallo zusammen,

zu einer weiteren Ausgabe meines Basketball Blogs. Um was es heute geht, könnt ihr euch sicherlich, nicht nur wegen der Überschrift dieses Beitrages, sicherlich denken.

Leider ist genau das eingetreten, wovor es mir nach erster Betrachtung des Auftaktprogramms für die neue BBL Spielzeit schon gegraut hat. Meine erste Reaktion damals, mit Rückblick auf die teils hanebüchenen Leistungen der letzten Saison: da ist im schlimmsten Fall ein 0:6 Start durchaus im Bereich des Möglichen.

Zwar haben wir heute erst den 4.Spieltag der Saison erlebt, dennoch ist man mit vier Niederlagen gestartet und da in den kommenden beiden Partien ALBA Berlin und die Artland Dragons aus Quakenbrück warten, ist man diesem Worst-Case-Szenario bereits mit Siebenmeilenstiefeln entgegen geeilt.

Was nun liebe Verantwortliche der s.Oliver Baskets? Das fragen sich zahlreiche Fans in den einschlägigen Internet Foren und Plattformen dieser Welt. Selten herrschte unter den online agierenden Anhängern solch eine Einigkeit wie nach dem erneuten Desaster am heutigen Sonntagnachmittag gegen die FRAPORT SKYLINERS.

Marcel Schröder ist als Trainer der s.Oliver Baskets nicht mehr tragbar, das findet die überwiegende Mehrheit der online schreibenden Fans.

Meine ganz persönliche Meinung zu diesem Thema ist ja schon seit langer Zeit bekannt. Nein, ein Freund von Marcel Schröder, dem Trainer, war ich nie und werde ich in diesem Leben auch nicht mehr werden. Da stehe ich zu und diese Meinung habe ich auch schon in der Vergangenheit offen und ehrlich vertreten.

Ich kann die Ausgangsfrage dieses Beitrags mit einem, für mich, klaren NEIN beantworten. Warum, das möchte euch in diesem Blog Beitrag einmal etwas näher bringen und hoffe doch sehr, dass ihr dieser Argumentation folgen könnt und es in gewisser Weise ähnlich seht.

1. Kaderzusammenstellung

Nach den Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit, konnte ich von Beginn an einige Verpflichtungen, Weiterverpflichtungen von Marcel Schröder nicht wirklich verstehen bzw. nachvollziehen. Liegt natürlich immer etwas im Auge des Betrachters und an der Spielvorstellung des entsprechenden Trainers, aber wir Aussehstehende wissen ja sowieso immer alles besser, oder?

a. So wurde Maurice Stuckey, trotz eigentlich schwacher letzter Saison erneut von den Brose Baskets ausgeliehen. Hier kann man, mit viel Wohlwollen, noch argumentieren, dass er eine günstige Besetzung der sechs deutschen Spots im Kader ist, das war es aus meiner Sicht dann aber auch schon. Als Verteidiger durchaus zu gebrauchen, aber weder im Spielaufbau (Point Guard) noch als Scorer (Shooting Guard) wirklich geeignet.
b. Würzburgs Top-Rebounder und Verteidiger der letzten Saison, Dwayne Anderson, wurde durch den sich eher an der Dreierlinie aufhaltenden Lamont Mack ersetzt. Das wurde in den ersten drei Spielen dieser Saison mehr als deutlich. Rebound-Arbeit gleich null, dafür ein butterweiches Händchen von draußen. Man hat ja nicht genügend Scharfschützen auf den Guard Positionen. Zudem wurde Mack wohl trotz bestehender Knieverletzung gleich für die komplette Saison verpflichtet, ein Tryout-Vertrag bis Ende Oktober hätte es aus meiner Sicht auch erst mal getan, aber naja. Auf diese Verletzung wurde dann noch während der Preseason reagiert und Jamal Boykin nachverpflichtet. Warum Marcel Schröder in den ersten drei Spielen der Saison dann trotzdem auf einen nicht zu 100 Prozent fitten Lamont Mack gesetzt hat und der 100 Prozent einsatzfähige und willige Jamal Boykin draußen bleiben musste, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Immerhin hat er Boykin dann heute gegen Frankfurt, vielleicht auch auf Druck der Öffentlichkeit, gebracht und dieser konnte auf Anhieb überzeugen. Mit 18 Minuten durfte er, für viele, sogar zu wenig spielen.

c. Mit Ricky Harris kehrte zudem einer der Halbfinal Helden von vor zwei Jahren an den Main zurück. Für Lucky Luke, musste LaMont McIntosh die Segel in der Domstadt streichen. Vor der letzten Saison wurde den Fans McIntosh noch als Upgrade zu Harris angepriesen. Wieso jetzt die Rolle rückwärts erfolgte, wird ebenfalls das Geheimnis von Herrn Schröder bleiben. Sicherlich ist Harris der bessere Schütze und Scorer im Vergleich zu McIntosh, jedoch weder als Organisator für den Spielaufbau, noch als Stütze in der Verteidigung zu gebrauchen.

d. Das Sommertheater um Ben Jacobson wurde ja auch schon in vollem Umfang diskutiert. Über die Pressemitteilung der Baskets, in der verbreitet wurde, man habe Tweety Carter nur verpflichtet, weil man nicht wusste bis wann der ehemalige Kapitän des Teams wieder fit werden würde, schmunzle ich noch heute, denn wenn man die Fakten kennt war die Mitteilung an Lug und Trug nicht zu überbieten. Dass Jacobson unter Herrn Schröder keine Sekunde Spielzeit mehr sehen wird, obwohl es im Team genau auf dieser Position wirklich zwickt, dafür braucht man kein besonders großer Basketball Experte sein.

2. Spielerscouting

In Verbindung mit der Zusammenstellung des aktuellen Teams muss dieser Punkt, wenn auch nur kurz, gesondert erwähnt werden. Warum im Gegensatz zu den Baskets aus Würzburg Teams wie Braunschweig (Isaiha Swann), Quakenbrück (David Holston) oder auch Bayreuth (Ronnie Burrell & Kyle Weems) nicht nur qualitativ hochwertige sondern auch gestandene BBL Spieler an Land ziehen können, ist schon interessant bzw. erstaunlich. Steckt da ein deutlich höheres Budget dahinter, oder einfach die Fähigkeit Spieler zu scouten und zu rekrutieren? Meine Antwort darauf könnt ihr euch sicherlich denken.

3. Spielphilosophie

Marcel Schröder gilt ja, das ist hinlänglich bekannt, als eher defensiv orientierter Trainer und hat dies in den Jahren zuvor ja auch mit durchaus ansehnlicher Verteidigungsarbeit dafür aber wenig durchdachten bzw. kreativen Offensivsystemen untermauert. Zudem stellten die s.Oliver Baskets letzte Saison die beste Defensive der BBL und das im Jahr eins nach Verteidigungsguru John Patrick.

Für die aktuelle Spielzeit wurde der Fokus von der, wie gesagt durchaus funktionierenden Defense, auf eine ehr offensiv orientierte Spielweise verändert. Für diese braucht man eine hohe Trefferquote, was in den bisherigen Spielen (vor allem von jenseits der Dreierlinie) eigentlich auch ganz gut funktioniert hat. Was ganz und gar nicht mehr funktioniert ist die Defense, denn so hat man in allen bisherigen Saisonspielen über 80 Punkte kassiert. Derzeit absoluter Spitzenwert in der BBL.

Diese löchrige Defense bedeutet aber gleichzeitig, dass man förmlich dazu gezwungen ist, selbst viele Punkte zu erzielen und das ist nur durch Würfe von „Downtown“ schwer ein komplettes Spiel über durch zu halten. Auf ein gut funktionierendes „Insidegame“ wartet man unterdessen vergeblich, wobei das evtl. auch an der aktuellen Verfassung der Würzburger Brettspieler liegen mag.

In Punkto Reboundarbeit hat man im Vergleich zur Vorsaison ebenfalls stark nachgelassen.

4. In-Game Coaching

Mein Lieblingspunkt in dieser Aufzählung, das gebe ich gerne zu.

Marcel Schröder wird ja immer wieder von seinen Vorgesetzten und auch Spielern bescheinigt, dass er ein absolut akribischer Arbeiter ist, der Basketball quasi 24 Stunden am Tag lebt und sein Team immer zu 100 Prozent auf den kommenden Gegner einstimmt. So weit, so gut. Allerdings macht nicht nur das einen guten Coach aus, sondern unter anderem auch die Fähigkeit, sich aktuellen Gegebenheiten in einem Spiel anzupassen bzw. auf gewisse Dinge die während einer Partie passieren, entsprechend zu reagieren.

Das ist schon in der Pro A keine von Marcel Schröders Stärken gewesen, ich erinnere mich da spontan an das Spiel in Crailsheim, wo man wirklich gut gestartet ist und danach durch eine Umstellung im Spiel der Merlins zunächst total aus dem Tritt und später sogar komplett unter die Räder kam.

Genau dies durfte, nein musste man in der aktuellen, noch sehr jungen, Saison bereits mehrfach erleben. Egal ob gegen Hagen (19:4 Führung), in Weißenfels (fulminante Aufholjagd nach der Halbzeit), gegen Ulm (zwischenzeitlichen 14 Punkte Rückstand aufgeholt und im letzten Angriff den Sieg weg geworfen) oder heute gegen die FRAPORT SKYLINERS (zwischenzeitliche 12 Punkte Führung durch ein 12:31 im letzten Viertel noch vergeigt) konnte der gegnerische Trainer sein Team durch einen Wechsel im eigenen System (offensiv oder defensiv) noch auf die Siegerstraße bringen, wogegen Marcel Schröder teils völlig überfordert und hilflos wirkend an der Seitenlinie stand. Seine Auszeiten sind da ein zusätzliches, sehr brisantes Thema. Nicht nur der Zeitpunkt wann eine Auszeit genommen wird, sondern auch das was innerhalb dieser 60 Sekunden besprochen wird, sollte das Ziel haben den aktuellen Lauf des Gegners zu unterbrechen, aber auch das eigene Spiel wieder in geordnetere Bahnen zu lenken.

Zu einem guten In-Game Coaching gehört für mein Dafürhalten auch, die eigenen Spieler ihrer Stärken entsprechend einzusetzen. Ich kann also einen ausgeschriebenen Scharfschützen wie Ricky Harris nicht zum Point Guard umschulen, wenn ich schon in der Vorbereitung gemerkt haben müsste, dass dieser den Ball nicht sicher nach vorne bzw. an den eigenen Mitspieler bringen kann und einen Ballverlust nach dem anderen produziert. Gleiches gilt auch für Mo Stuckey. Ich möchte den Spielern da auch gar keinen Vorwurf machen, sie machen halt das was ihnen vom Coach gesagt wird. Irgendwann muss ein Trainer halt auch mal einsehen, dass ein von ihm geplantes Element des Spiels nicht funktioniert. Das sture Festhalten daran zeugt nicht von besonders hoher Auffassungsgabe.

Ich habe immer noch die Worte einiger neutraler oder Schröder wohl gesonnenen Fans im Ohr, die stets gefordert haben dem Coach doch erst einmal eine faire Chance zu geben. In meinen Augen hatte er nun lange genug eben jene faire Chance und hat diese in meinen Augen absolut nicht nutzen können.

Möchte man die aktuelle Spielzeit noch irgendwie retten (ja ich weiß es sind erst vier Spiele absolviert, aber wen will man in der momentanen Verfassung denn überhaupt noch schlagen? Hagen, Weißenfels und Frankfurt sind ja nun, bei allem Respekt, nicht gerade die Hochkaräter dieser Liga, die kommen erst noch…) dann MUSS man jetzt reagieren und den Trainer wechseln, denn sonst sehe ich nicht nur für diese Saison schwarz was den Würzburger Basketball angeht. Ein derzeit durchaus zu befürchtender Abstieg in die Pro A würde dem finanziell angeschlagenen Club weitere (Sponsoren) Gelder kosten und könnte eine Abwärtsspirale in Gang setzen, die dann ein erneutes aus für den Basketball in dieser Stadt bringen könnte.

Natürlich würde eine Freistellung von Marcel Schröder eine neuerliche Abfindungszahlung bzw. Bezahlung bis zum Ende seines Vertrages ( nach der aktuellen Saison) nach sich ziehen und ein weiteres Trainergehalt für den dann neu zu verpflichtenden Trainer würde das angespannte Budget weiter strapazieren, dennoch muss man dieses Risiko aus meiner Sicht eingehen, denn ein Abstieg in die Zweitklassigkeit würde sicherlich einiges mehr kosten als ein zunächst (vielleicht bis Saisonende) befristeter und erfolgsorientierter neuer Trainervertrag mit anschließender Weiterbeschäftigung.

Aktuell sind einige, durchaus fähige und in der Vergangenheit in dieser Liga durchaus erfolgreiche Trainer auf dem Markt, die einem Engagement in einer Basketball Hochburg wie Würzburg sicherlich nicht abgeneigt wären. Namen möchte ich an dieser Stelle nicht nennen, das gebietet auch der Respekt vor dem aktuellen Trainer der s.Oliver Baskets. Jedoch dürfte jeder, der sich etwas in der BBL auskennt,  wissen wer gemeint ist.

Ich appelliere daher, einmal mehr, an das Management der s.Oliver Baskets:

Wacht bitte endlich auf und handelt, bevor es endgültig zu spät ist! Wie ein Blogger Kollege von mir bereits treffend geschrieben hat, es ist nicht mehr 5 vor 12 sondern bereits 12, also allerhöchste Zeit endlich etwas zu unternehmen.

Freilich fehlt mir da, nach den Erfahrungen der Vergangenheit, etwas der Glaube daran, die Hoffnung auf die Einsicht der Baskets Verantwortlichen, stirbt jedoch zuletzt.

Bis zum nächsten Mal,


Freddy

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