Hallo zusammen,
zu einer weiteren Ausgabe meines
Basketball Blogs.
Eigentlich wollte ich ja schon vor dem Auftaktspiel gegen
Phoenix Hagen eine umfangreiche Saisonvorschau schreiben, rückwirkend
betrachtet finde ich es richtig schade, dass das zeitlich nicht mehr hin
gehauen hat.
Auch wenn einige Unverbesserliche diesen Beitrag wohl
sicherlich wieder als Schwarzmalerei und Nörgelei abgetan hätten, es wäre so
ziemlich viel von dem darin gestanden, was wir Zuschauer gestern Abend in der
s.Oliver Arena erdulden bzw. mit ansehen mussten.
Doch erst einmal der Reihe nach…
Die Vorfreude auf den Start der neuen Saison war
riesengroß. Die Wochen der Vorbereitung, der unzähligen (teilweise auch
zweifelhaft erfolgreichen) Testspiele waren endlich vorbei. Endlich ging es
wieder um Punkte in der BBL.
Als erstes durfte Phoenix Hagen, Überraschungsteam der
vergangenen Saison und sensationeller Playoff Teilnehmer seine Visitenkarte in
der Würzburger „Turnhölle“ abgeben.
Phoenix Hagen? Da war doch was… Richtig, eben jenes
Phoenix Hagen, gegen die die Unterfranken zum Ende der letzten Saison
leichtfertig, nein dumm, den direkten Vergleich noch aus der Hand gaben und
somit die eigene Teilnahme an den Playoffs vergeigten.
Bei den Hausherren waren trotz anders lautender
Vermutungen alle Mann an Bord. Auch der unter der Woche noch kränkelnde
Scharfschütze Ricky Harris stand im Kader für die Saisonpremiere. Der
geschasste ehemalige Baskets Kapitän Ben Jacobson (derzeit noch nicht fit
*hust*) und Jamal Boykin (als Ersatz für die Zeit der Verletzung von Lamont
Mack nachverpflichtet) mussten von der Bank aus zuschauen. Auch Würzburgs
Dauerverletzter Maximilian Kleber saß in Zivil auf der Baskets-Bank. Braucht
man eigentlich nicht gesondert erwähnen, ist seit Jahren ja eigentlich leider
der Normalzustand.
Die s.Oliver Baskets starteten mit einem 19:4 Lauf furios
in die Begegnung. Zu diesem Zeitpunkt musste einem, um die doch deutlich um
Haltung ringenden Gäste, Angst und Bange sein. Man muss aber auch fairer Weise
zugeben, dass dieser Start eher an der überdurchschnittlichen Dreierquote der
Unterfranken lag und nicht etwa an der plötzlich so überragenden Spielweise. Die
Würzburger Herrlichkeit sollte daher nicht von allzu langer Dauer sein. Bereits
nach nur sechs Minuten drehte sich das Spiel und die Gäste konnten mit einem
simplen Wechsel in ihrer Verteidigung den Hausherren den Schneid abkaufen und
bis zum Ende des ersten Viertels auf 16:24 verkürzen.
Zu diesem Zeitpunkt konnte man als Würzburger Anhänger
allerdings noch frohen Mutes sein, was sich mit Beginn des zweiten Viertels
aber schnell geändert haben dürfte.
Hagen konnte seinen Run fortsetzen, Würzburg gelangen
selbst die elementarsten Dinge des Basketball Sportes nicht. So schloss man zum
Beispiel einen drei gegen eins Fastbreak nicht mit dem unter dem Korb völlig
blank stehenden Jason Boone krachend per Dunking ab, sondern passte lieber zu
dem an der Dreierlinie lauernden Ricky Harris, der den Ball prompt daneben
setzte. Nach diesem Angriff durften nicht nur meine Nackenhaare seil zu Berge gestanden
haben. So kam es wie es kommen musste, die Gäste aus Westfalen gingen nach
einem viertelübergreifenden 10:31 Lauf (!!!) 5 Minuten vor der Pause durch
einen Korb von Neuzugang Keith Ramsey erstmals in Führung.
Erst jetzt fühlte sich Würzburgs Cheftrainer Marcel
Schröder dazu genötigt eine Auszeit zu nehmen, meiner Meinung nach viel zu
spät. Zum Vergleich, sein Gegenüber Ingo Freyer nahm bereits nach einem
zwischenzeitlichen 6:0 Lauf der Unterfranken sofort eine Auszeit um deren Rhythmus
zu stören. So unterschiedlich kann Coaching sein…
Nach der Würzburger Auszeit kam allerdings einmal mehr
das, was man auch schon aus der Vorsaison bestens kennt: Ein Ballverlust. In
diesem Fall durch den Ersatz-PG Ricky Harris, der in diesem Spiel zwar in
bekannter Art und Weise von jenseits der 3er Linie glänzen konnte (4 von 5),
auf dieser Position aber nicht nur klar fehlbesetzt sondern schlichtweg
überfordert ist. Sechs Ballverluste produzierte der Würzburger Dancing Star und
ganze NULL Korbvorlagen standen dem entgegen.
Man lässt abseits des Spielfeldes ja auch keinen Klempner
plötzlich Menschen am offenen Herzen operieren…
Das sehen alle ein, nur einer nicht und der muss dafür am
Ende des Tages auch, verdienter maßen, die Prügel dafür einstecken.
Zurück zum Spiel. Drei Minuten vor der Pause lagen die
Gäste bereits mit 30:37 in Führung. Nach einem erneuten Dreier von Ricky Harris
und zwei weiteren Zählern von Bambergs Leihgabe Maurice Stuckey, stand es zur
Pause „nur“ noch 42:43 aus Würzburger Sicht. Es war also nach wie vor alles
möglich.
Das Spiel war dann in der ersten Hälfte des dritten
Viertels lange Zeit relativ ausgeglichen. Das Highlight war ein verwandelter
Dreier von Ricky Harris plus Foul, also ein eher seltenes Vier-Punkte Spiel zur
erneuten 55:54 Führung für die Hausherren, die erste Führung seit langer,
langer Zeit. Die Turnhölle kochte, der Turningpoint im Spiel, so waren sich
viele Zuschauer auf der Tribüne um mich herum sicher. Was keiner ahnen sollte,
es sollte tatsächlich die letzte Würzburger Führung in dieser Partie gewesen
sein.
Was nun folgte, verschlug selbst den hartgesottensten
Anhängern den Atem.
Im Gegensatz zu früheren Würzburger BBL Zeiten, unter
einem gewissen zweifachen BBL Coach off the year, ergab man sich quasi in sein
Schicksal. Kein Kampf, keine Gegenwehr, weiterhin völlig planlose Aktionen im
Angriff und eine de facto nicht vorhandene Reboundarbeit schraubten die Gäste
ihren Vorsprung Punkt um Punkt nach oben und das nicht etwa, wie man bei
Phoenix Hagen ja eigentlich vermuten muss, wildes Gezocke und Dreiergeschieße
(dafür waren an diesem Abend die Hausherren aus Würzburg zuständig) sondern
durch solide Verteidigungsarbeit und daraus resultierenden leichten Punkten.
Eben jene Spielweise, die eigentlich in Würzburg gezeigt werden soll bzw. von
der Marcel Schröder immer wieder redet, sie aber auch nach fünf Jahren s.Oliver
Baskets noch nicht umgesetzt hat.
Mitte des letzten Viertels zeigte die Anzeigentafel in
der längst nicht mehr lauten Rot-Weißen-Hölle daher ein wahrlich erschreckendes
Ergebnis. 60:79 aus Würzburger Sicht. Das hätte niemand, auch ich nicht, nach
den ersten fünf Minuten der Partie auch nur ansatzweise für möglich gehalten.
Doch die s.Oliver Baskets unter Marcel Schröder sind eben immer für die ein
oder andere Überraschung gut…
Es folgte noch eine Szene, die ich in über 20 Jahren als
Basketball Fan noch nicht gesehen habe und über die man eigentlich herzhaft
lachen könnte, wenn es denn nicht so bitter gewesen wäre.
Es gab kurz vor dem Ende noch einmal eine Auszeit.
Würzburgs Center Christopher McNaughton hatte gerade sein 4. Und 5. Foul
(letzteres ein technischen Foul als Reaktion auf Foul Nummer vier) kassiert.
Sein Name leuchtete in rot auf der Anzeigentafel und dennoch wurde er vom Coach
wieder aufs Feld geschickt. Klar kann das in der Eifer des Gefechtes mal
passieren, aber diese Szene war einfach symptomatisch für das ganze Spiel der
Würzburger Mannschaft und ihres Trainers.
Hagen jetzt nur noch in verwaltender Position und
Würzburg mit dem Mute der Verzweiflung und entsprechender Ergebniskosmetik. Am
Ende ging das Spiel mit 79:86 an die Gäste aus Hagen. Durchaus schmeichelhaft
aus Würzburger Sicht, für sichtlichen und unüberhörbaren Unmut unter den in den
letzten Monaten so leidgeprüften Würzburger Fans reichte es dennoch.
Meine abschließende Meinung zu diesem, aus Würzburger
Sicht, Desaster.
Wenn es, bei allem Respekt, selbst einem Team wie Phoenix
Hagen durch einen simplen Wechsel der Verteidigung gelingt ein anderes BBL Team
derart aus dem Konzept zu bringen, dann läuft bei dem gegnerischen Team auf der
Kommandobrücke so einiges verkehrt.
Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Marcel Schröder
mit einem wilden Hagener Team gerechnet hat, dass einen Dreier nach dem anderen
nimmt (so wie man selbst halt) und dem entsprechend seinen Gameplan aufgestellt
hat. Als die Gäste jedoch, völlig überraschend, gut verteidigten und ihre
Angriffe wohl strukturiert und organisiert ausspielten, war dieses schöne
Konzept sauber über den Haufen geworfen und wie man ja weiß, kann Marcel
Schröder seinen Gameplan den aktuellen Gegebenheiten eines Spiels einfach nicht
anpassen. Da braucht jetzt auch keiner kommen von wegen die bösen
Schiedsrichter bla bla, diese Niederlage haben sich die s.Oliver Baskets ganz alleine
zu zu schreiben. Klar waren die schnellen Fouls gegen John Little zum Teil
schon diskussionswürdig, allerdings muss man als Trainer halt so schlau sein
und so einen wichtigen Spieler dann bis zur Pause draußen zu lassen.
Anderes Beispiel, Jimmy McKinney. Warum in drei Teufelsnamen
erkennt man nicht, dass Jimmy an diesem Abend die Lichter auf dem Parkplatz vor
der Halle reihenweise ausschießt und lässt ihn daher einfach mal auf der Bank
sitzen und bringt einen Energizer wie Sebbo Betz. Nein, man lässt den McKinney
schön weiter machen, für mich einfach nicht nachvollziehbar.
Der Gipfel war für mich jedoch, dass das in der
Vorbereitung bereits erprobte und gnadenlos gescheiterte Experiment mit Ricky
Harris auf der Position des Spielmachers fortgesetzt wurde. Ricky Harris hat
eine fast unübertreffliche Qualität, die da lautet -von der Bank kommend- heiß
zu laufen und Punkte am Fließband zu produzieren und zwar von der Dreierlinie.
Nicht mehr und nicht weniger sollte seine Rolle sein. Mal sehen wie lange es
noch dauert, bis selbst der letzte das endlich eingesehen hat.
Anderes Thema, die Reboundarbeit. Hat man in Kreisen der
s.Oliver Baskets schon mal davon gehört, dass beim Rebound die Möglichkeit besteht
seinen Gegenspieler auszuboxen, also vom Rebound fern zu halten? Hieran darf
man schon gepflegt zweifeln, wenn man mit ansehen muss wie selbst der kleine
Hagener PG Ole Wendt gegen McNaughton und Mack im Land der Riesen dennoch den
Ball abgreifen kann. Der pure Wahnsinn…
Klar war das erst ein Spiel der Saison und klar kommen da
noch 33 andere, aber trotzdem müssen selbst beim Letzten im Würzburger Umfeld
die Alarmglocken schrillen und das nicht zu knapp. Mit solch einer Leistung
kann man in dieser Liga keine Spiele gewinnen. Gegen Hagen nicht, gegen die
Spitzenteams nicht und auch gegen den Aufsteiger aus Vechta nicht.
Aufwachen Baskets, bevor es wirklich endgültig zu spät
ist!!!
Sonntag besteht die nächste Chance es besser zu machen,
allein der Glaube daran fehlt mir nach dieser Vorstellung ein wenig.
Das soll es dann auch schon wieder von mir gewesen sein.
Ich hoffe ihr hatten euren Spaß beim Lesen.
Bis zum nächsten Mal,
Freddy
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