Dienstag, 20. Dezember 2011

...und täglich grüßt das Murmeltier...

Hallo liebe Leserinnen und Leser,


zu einer neuen Ausgabe meines Basketball Blogs. In dieser Ausgabe beschäftige ich mich mit dem nächsten Kapitel der Würzburger Auswärtsmisere, dem Spiel in Hagen vom vergangenen Sonntag.


Zunächst aber noch ein paar Worte zum erfreulichsten Ereignis an diesem vierten Adventssonntag, dem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt am Kölner Dom. Super Idee von den Jungs der Reiseleitung der Würzburg YoungStars! So war dieser Sonntag zumindest kein kompletter Reinfall. Danke dafür!


Zum Spiel...


 vs.

Phoenix Hagen gegen s.Oliver Baskets

Viel Kampf aber auch viel Krampf, so lässt sich dieses Spiel wohl am Besten charakterisieren. Doch der Reihe nach...

Das Spiel begann mit einem Hagener Team, welches von Beginn an gewillt war, heute alles in die Waagschale zu werfen was möglich ist, um dieses Spiel zu gewinnen. Und das obwohl so ziemlich jeder (auch ich) mit einem klaren Erfolg der Gäste gerechnet hatte. Nach dem Motto: Wie haben keine Chance, also versuchen wir diese zu nutzen. Ja 5 Euro ins Phrasenschwein, ich weiß.

Der Hagener Spieler mit der Nummer 7 auf dem Rücken, der litauische Flügelspieler Zygimantas Jonusas, lief schon in den ersten Minuten der Partie so richtig heiß. Sein Würzburger Pendant, Ivan Elliott,  hingegen handelte sich zwei schnelle Fouls in den Anfangsminuten ein und musste somit gleich einmal auf der Auswechselbank platz nehmen. 

Erst nach gut 5 Minuten konnte Würzburgs Abwehrterrier, Chester Frazier, seine Farben nach einem Steal und anschließenden Fastbreakpunkten erstmals mit 11:9 in Führung bringen. Sehr zum Jubel der ca. 120-130 mitgereisten Würzburger Fans (welche an diesem Sonntag Unterstützung unserer Freunde aus Bonn bekamen, da ihre Telekom Baskets bereits schon einen Tag vorher in Ludwigsburg im Einsatz waren. Klasse Aktion und noch einmal vielen Dank dafür!) Als die Gäste dann zur ersten Viertelpause mit 16:14 in Front lagen, dachte man eigentlich, okay jetzt haben sie sich gefangen und kommen mit noch mehr Power zurück auf den Court um schon vor der Halbzeit für klare Verhältnisse zu sorgen.

Das sollte allerdings ein frommer Adventswunsch bleiben. Ausgerechnet der Ex-Würzburger Tristan Blackwood, konnte sein Team mit zwei erfolgreichen Dreiern in der Partie halten. Dem Aufsteiger war schon, wie in der vergangenen Woche gegen Meister Bamberg, das Wurfglück von jenseits der Dreierlinie nicht wirklich hold und so konnte Hagen durch ein, zwei eigene Treffer immer wieder aufschließen und kurz vor der Pause sogar selber erneut in Führung gehen, durch einen Dreier von (natürlich) Tristan Blackwood (30:29). Am Ende führte die Heimmannschaft dann zur Pause mit 36:31. 

Das Anfangs doch sehr lethargisch wirkende Hagener Publikum, konnte so immer mehr der Glaube an den eigenen Sieg eingeimpft werden, was sich natürlich auch Stimmungstechnisch bemerkbar machte.

Wer gedacht hatte, die Gäste kommen nun wild entschlossen aus der Kabine, musste sich zunächst einmal wieder eines Besseren belehren lassen. Hagen führte kurz nach dem Pausentee mit 10 Punkten (43:33) ehe die Gäste durch einen 7:0 Lauf wieder in die Partie zurück fanden. Doch wie schon in den beiden Spielen zuvor (gegen Oldenburg und Bamberg) musste man erneut einen enormen physischen Aufwand betreiben um im Spiel zu bleiben bzw. sich ins Spiel zurück zu fighten. Diese Physis fehlt dann des öfteren in der eigenen Offensive, weswegen man sich enorm schwer tat selbst Punkte zu erzielen. Einzig und alleine Chris Kramer scheint irgendwo einen Akku versteckt zu haben, denn was dieser Junge laufen kann ist schon wirklich sehr beeindruckend. So war es auch Kramer, der als Einzigster Würzburger immer wieder den direkten Weg zum gegnerischen Brett suchte, ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit. So wurde er auch zwei mal von den Hagener Centerspielern böse abgeräumt, was die Referees aber als nicht so dramatisch ansahen und jeweils "nur" normale Fouls verteilten, naja immerhin haben sie überhaupt gepfiffen (Oldenburg lässt grüßen)... 

So blieb das Spiel weiterhin knapp bis ungefähr drei Minuten vor dem Ende. Wieder war es der litauische Flügelspieler Zygimantas Jonusas, der sein Team mit zwei erfolgreichen Freiwürfen zunächst mit sechs Punkten in Führung brachte. Auf der gegenüberliegenden Seite war es dann Würzburgs Kapitän Ben Jacobson, der durch einen völlig verunglückten Einwurf einen weiteren unnötigen Ballverlust verursachte, welchen Hagens T.J. Carter durch einen weiteren Dreier zur 69:60 Führung für die Gastgeber nutzen konnte. Die Messe schien gelesen, das Entsetzen der Würzburger Fans war nun schier greifbar.

Doch genau jetzt erhöhte man auf Würzburger Seite noch einmal die Intensität, um sich (zum x-ten mal in den letzten drei BBL Spielen) wieder in eine eigentlich schon verlorene Partie zurück zu fighten und das sollte sogar zunächst gelingen.

Wieder war es Chris Kramer vorbehalten nach einem erneuten Zug zum Korb (gestoppt durch das fünfte Foul von Zygimantas Jonusas) sein Team durch zwei erfolgreiche Freiwürfe auf 68:70 heran zu bringen. Den anschließenden Angriff der Hausherren konnte dann erneut Chris Kramer mit einem Steal unterbinden und der anschließende Fastbreak konnte von Hagens Center Bernd Kruel erneut nur mit einem Foul gestoppt werden. Auch für Kruel das fünfte persönliche Foul. Kramer verwandelte im Anschluss erneut beide Freiwürfe und so stand die Begegnung 20 Sekunden vor dem Ende wieder ausgeglichen 70:70.

Was nun kam erinnerte im ersten Augenblick an Frankfurt und im Nachhinein musste man schon fast sagen, natürlich musste es in der derzeitigen Situation genau so kommen..

Einwurf für Hagen, der Ball kommt über Tristan Blackwood zu Hagens zweitbestem Scorer an diesem Abend, T.J. Carter. Dieser dribbelt in Richtung Würzburger Dreierlinie, sein Gegenspieler John Little rutscht weg und Carter trifft den Dreier mit Brett zum 73:70 für die Gastgeber. Totenstille im Würzburger Fanblock, der Rest der Enervie Arena, ein Tollhaus. 

Es verbleiben zwar noch 3,9 Sekunden auf der Uhr, doch nach dem bisherigen Spielverlauf und den Erfahrungen der letzten Wochen war wohl allen klar, das wars. Und genau so sollte es auch sein.

Die s.Oliver Baskets verlieren ihr 6. Auswärtsspiel in Folge und sind nun erstmals seit drei Spielen in Deutschlands belle etage ohne Sieg. 


Phoenix Hagen - s.Oliver Baskets 73:70 (14:16, 22:15, 18:20, 19:19)


Phoenix Hagen: Jonusas (20), Carter (19), Blackwood (11), Hasquet (9), Seward (6), Kruel (5), Spohr (2), Rockmann (1), Constantine

s.Oliver Baskets: Kramer (16), Harris (13), Little (13), Frazier (9), King (5), Jacobson (4), Boone (4), Clay (3), Elliott (3), Kleber, Tomaszek



Zuschauer: 2.952


Mein Fazit zum Spiel:


Ihr werdet es wohl schon den ganzen Blog über gemerkt haben, ich bin nach dieser erneuten Auswärtsniederlage wirklich sehr enttäuscht und auch ein wenig verärgert, fast schon Fassungslos.


Vor dem Spiel war die breite Meinung, nicht nur meine eigene, dieses Spiel müssen wir gewinnen, dieses Spiel werden wir gewinnen und zwar eindeutig. Bis zu Beginn des zweiten Viertels war ich auch absolut der Meinung, wir packen das heute, aber dann nahm das Unheil mal wieder seinen Lauf und nach Carters Dreier zum 69:60 war für mich klar, das wars. 


Schön dass man sich dank Chris Kramer dann noch einmal zurück kämpfen konnte und sogar noch einmal (wie in Oldenburg) zum Ausgleich kommen konnte, doch am Ende muss ich sagen, für was? Um mit diesem Dreier kurz vor Spielende wieder einen Stich ins Herz zu bekommen? Sorry, aber das kann es einfach nicht sein!


Die Mannschaft präsentiert sich in den letzten Wochen zusehends schwächer. Sowohl die sonst so starke Defense jagt derzeit wohl kaum einem Gegner Angst und Schrecken ein und die Offense... Ich hatte es ja in meinem Preview zu diesem Spiel schon mal gesagt und ich kann mich da leider nur wiederholen.


Wir spielen Offensiv einfach zu eindimensional. Immer nur die Uhr runter Spielen und dann kurz vor dem Ablauf der Shotclock irgendwelche wilden Würfe nehmen, das ist einfach viel zu wenig. Ich dachte eigentlich bis vor Kurzem, unser Spiel definiert sich durch aggressive und intensive Verteidigung, mit der wir den Gegner a. stark unter Druck setzen und Ballverluste generieren um dann durch Fastbreaks zu leichten Punkten zu kommen und b. dem Gegner keine einfachen Punkte zu überlassen, sondern dass der Gegner sich jeden einzelnen Korberfolg hart erarbeiten muss.


In Hagen beides Fehlanzeige. 


Man nennt uns ja gerne Göttingen 2.0 oder Göttingen Reloaded, doch wie hat es ein Oldenburger Fan nach unserem Spiel dort für mich passen beschrieben, das was wir da in der Defense spielen ist höchstens im Ansatz mit Göttingens Guard Terror zu vergleichen, er hatte das heftiger und intensiver in Erinnerung. Ich denke diese Beschreibung trifft es sehr gut. Wir betreiben einen enormen physischen Aufwand in unserer Defense. Darunter leidet auch nach Aussagen von Coach John Patrick selbst, unsere Offense. Doch was bringt uns diese Defense wenn diese zum Teil, wie in Hagen, nicht wirklich funktioniert und man aufs eigene punkten angewiesen ist? 


Wie reagieren wir auf solche Umstände?


Anstatt auch mal das Indidegame zu benutzen und über Jason Boone und Co. den direkten Weg zum Korb zu suchen, verliert man sich immer mehr in wilden Dreiergeschieße und hat in der Offensive einfach kein Konzept um eine gut stehende, gegnerische Verteidigung auszuhebeln. Gegen Hagen bestand mehrfach die Chance direkt zum Korb durch zu gehen und per Layup abzuschließen, aber was macht man? Man passt den Ball lieber wieder nach draußen um erneut einen Dreier zu versuchen. Bei unserer derzeitigen Trefferquote von Downtown schon recht gewagt.


Was uns derzeit fehlt ist kein weiteres Verteidigungsass, sondern ein athletischer Flügelspieler (PF/SF). Wie schon im Preview erwähnt, hat Ivan Elliott das zum Beginn der Saison absolut bemerkenswert umgesetzt, doch in den letzten Spielen ist davon leider gar nichts mehr zu sehen. 


Was dem Team ebenso fehlt, ist ein Spieler der das Heft in den entscheidenden Momenten einfach selbst in die Hand nimmt und sagt, ich geh da jetzt durch und hol uns den Sieg. Chris Kramer passt auf diese Beschreibung noch am Besten. Selbst Bambergs Manager Wolfgang Heyder hat gesagt, das fehlt uns noch zu einem wirklichen Spitzenteam der Beko BBL.


Ausgerechnet jetzt trifft man auf Bayern München, welche zwar auswärts genau wie wir erst ein Spiel gewinnen konnten, aber mit Chevon Troutman und Jared Homan zwei absolute Kanten unter dem eigenen Brett haben und so gegenüber unseren Brettspielern klar im Vorteil sind. Einzig die Münchner Guardriege macht mir nach dem Ausfall von Je'kel Foster etwas Hoffnung auf einen möglichen Heimsieg.


Ich bin auf die Reaktion unseres Teams gespannt, es muss sich jedenfalls einiges verbessern. Wird auf jeden Fall interessant sein, wie das Umfeld bei einer möglichen vierten Niederlage in Serie reagieren wird. Die Euphorie und der Run auf die Tickets werden davon aber sicherlich noch nicht beeinflusst werden. Einzig die Zahl der Auswärtsfahrer könnte die nächsten Wochen etwas abflachen, wenn man so die Aussagen vom Sonntag gehört hat.


Das soll es dann auch von meiner Seite aus gewesen sein. Ich habe mich bemüht möglichst sachlich zu bleiben. Die Leute die in Hagen dabei waren, werden es wohl so ziemlich genau so sehen wie ich, was ja auch die Einträge bei SD zum Hagen Spiel zeigen. Ich hoffe auf eine Trotzreaktion unserer Jungs, nach dem Motto: JETZT ERST RECHT!


Bleibt mir nur noch eins zu sagen: ZIEHT DEN BAYERN DIE LEDERHOSEN AUS !!!


Bis zum nächsten mal,


Freddy

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