Donnerstag, 2. Februar 2012

Auswärtssieg mit gemischten Gefühlen

Hallo liebe Leserinnen und Leser,


zu einer neuen Ausgabe meines Basketball Blogs. Zunächst einmal möchte ich mich für die Verzögerung entschuldigen, aber diese Woche standen leider noch einige andere wichtige Dinge auf meiner "to do" Liste. 


In der heutigen Ausgabe dreht sich natürlich alles um das "Homecoming Game" unserer s.Oliver Baskets bei der BG Göttingen. Wie ihr sicherlich alle wisst, war dieses Spiel für fünf Angestellte der s.Oliver Baskets eine Reise in die Vergangenheit. Sowohl unser Headcoach und Sportdirektor John Patrick (der nach wie vor noch mit seiner Familie in Göttingen wohnt) als auch unsere Spieler John Little, Jason Boone, Ben Jacobson und Chester Frazier haben früher in Göttingen gespielt und gemeinsam 2010 die FIBA EuroChallenge gewonnen. Die Spieler dieses Sieger-Teams sind in Göttingen natürlich absolute Helden. 


Umso härter traf es die Basketball Fans der Veilchen dann im Frühjahr 2011 (nach dem erneuten Erreichen der Beko BBL Playoffs) als sich neben dem Jahrelangen Erfolgscoach John Patrick auch noch zwei ihrer absoluten Lieblinge (John Little und Jason Boone) in Richtung Würzburg verabschiedeten. "Warum gerade zum Aufsteiger?" fragten sich viele Fans, doch die Antwort darauf ist wohl so simpel wie schmerzhaft: Die bessere Perspektive. Diese sah unter anderem auch Ben Jacobson und so wechselte der US Boy ebenfallszu seinen beiden Freunden nach Würzburg. Im Gegensatz zu Little und Boone, hatte Ben Jacobson aber bereits eine Saison früher die Veilchen verlassen und war zuletzt in Frankreich aktiv. Gar nicht mehr selber aktiv war das fünfte ehemalige Veilchen im Bunde, Chester Frazier. Er hatte die Basketball Stiefel bereits an den Nagel gehängt und war in seiner Heimat bereits als Assistent Coach an seiner ehemaligen Universität in Illinois tätig. Bis ihn der Anruf aus Würzburg ereilte und er als Ersatz für Gilbert Brown Ende November nach verpflichtet wurde.


Der aktuelle Saisonverlauf könnte für beide Teams nicht unterschiedlicher sein. Die s.Oliver Baskets (von den Veilchen Fans auch liebevoll Göttingen-Süd genannt) belegen derzeit den sechsten Platz der Beko BBL und sind auf dem Weg in ihrer Premierensaison direkt die Playoffs zu erreichen. Die BG Göttingen steht leider, bereits ziemlich abgeschlagen, auf dem letzten Tabellenplatz und braucht schon ein mittelgroßes Basketball Wunder um nicht den Gang in die Pro A antreten zu müssen. Da man in der aktuellen Spielzeit doch erst zwei Spiele gewinnen konnte, ein äußerst schwieriges Unterfangen. So erklärt sich auch die aktuelle Gemütslage bei den Veilchen Fans und die noch größere Wehmut vor dem Duell mit den ehemaligen Lieblingen.


Auch für die ehemaligen Göttinger im Würzburger Team sicherlich kein Spiel wie jedes andere, das konnte man auch in den Tagen vorher bereits an ihren Aussagen in den sozialen Netzwerken lesen. Ein Pluspunkt da sicherlich, dass man nicht in der Lokhalle antreten musste, sondern in der neuen Sparkassen Arena, eine Halle die selbst für die Ex-Göttinger absolutes Neuland war und so die Vergangenheitsbewältigung etwas angenehmer werden ließ.


Wie wichtig den Menschen in und um Göttingen ihr Basketball Team ist, konnte man in den letzten Wochen bei der Aktion "BG Fans zeigen Herz" mit erleben. In einer im deutschen Profisport wohl einmaligen Aktion, sammelten die Fans der Veilchen innerhalb von nur zwei Wochen 22.000 Euro um ihrem finanziell angeschlagenen Club zu helfen und die Verpflichtung eines weiteren Spielers möglich zu machen. Beim Spiel gegen die s.Oliver Baskets kam dann sogar noch eine Spende des Kaufparks Göttingen in Höhe von 10.000 Euro hinzu. Mit diesem Geld konnte der US amerikanische Centerspieler Darrell Tucker verpflichtet werden. Er soll helfen den drohenden Abstieg doch noch zu verhindern.


Ebenfalls einen neuen Spieler konnten die s.Oliver Baskets unter der Woche verpflichten und in Göttingen bereits auch einsetzen. Der Kanadier Jermaine Bucknor soll den Baskets auf der großen Flügelposition noch mehr Entlastung bringen und gleichzeitig eine Versicherung gegen mögliche verletzungsbedingte Ausfälle im Kampf um die Playoff Plätze sein. In der Beko BBL ist der ehemalige kanadische Nationalspieler kein Unbekannter. In der vergangenen Spielzeit bestritt Bucknor 12 Spiele für die Skyliners Frankfurt und kam auf durchschnittlich 7,5 Pkt. (alleine 19 im Spiel gegen Phoenix Hagen) und 3,3 Rebounds.


Zum Spiel.


vs.

Spätestens als die Halle wenige Minuten vor dem Spielbeginn komplett in ein violettes Licht getaucht wurde und der Song "Purple Rain" ertönte, sollte es auch dem letzten Besucher der ausverkauften Sparkassen Arena einen Schauer über den Rücken gejagt haben.

Der Empfang für die fünf ehemaligen Göttinger EuroChallenge Helden viel herzlich aus, während dem Spiel sollte von dieser Herzlichkeit aber naturgemäß nicht mehr viel übrig bleiben.

Das Spiel war von beginn an von einer hohen Intensität der beiden Verteidigungssreihen geprägt und den Ex-Göttingern auf Seiten des Aufsteigers konnte man die Nervosität doch gerade zum Beginn der Partie deutlich anmerken. Gerade Jason Boone wirkte doch etwas verkrampft. So gab es die ersten Punkte der Begegnung auch erst nach knapp 1,5 Minuten, erzielt für die Hausherren durch Max Weber. Die Würzburger Antwort lieferte Chester Frazier. Nach einem teilweise auch recht zerfahrenen ersten Viertel stand es am Ende 11:9 für die Gastgeber.

Zu diesem Zeitpunkt durfte man auf Seiten der Veilchen Fans durchaus von der Sensation träumen.

Erneut eröffnete Max Weber den zweiten Durchgang und konnte auf 13:9 für seine Veilchen erhöhen. Doch nun sollte sich das Spiel drehen, denn die Gäste starteten einen 11:0 Lauf und lagen somit fünf Minuten vor der Pause mit 15:20 auf einmal in Führung. Sehr zur Freude der wieder gut 200 mitgereisten Baskets Fans. Die Partie sollte jedoch eng bleiben und so stand es zur Pause 22:25 aus der Sicht der Gastgeber.

Nach der Halbzeit begann dann der große Auftritt von Baskets Flügelspieler Ivan Elliott. Fast im Alleingang konnte er sein Team mit 11 Punkten in den ersten vier Minuten dieses Viertels mit 30:43 in Führung bringen. Die Vorentscheidung in diesem Duell? Weit gefehlt, denn nun zeigten die Veilchen ihr großes Kämpferherz und starteten ihrer seits einen 11:0 Lauf bis zum Ende des dritten Viertels. Somit war die Partie beim Stand von 41:43 vor dem Schlußabschnitt wieder absolut offen.

Ausgerechnet John Little und Chester Frazier, ihres Zeichens ja nicht gerade als Shooter und Punktemaschinen bekannt, konnten ihrem neuen Team mit zwei erfolgreichen Dreiern zum Beginn des vierten Viertels wieder etwas Luft verschaffen (43:49). Dann konnte sich Würzburgs Neuzugang Jermaine Bucknor erstmals in Szene setzen. Nach einem Offensivrebound stopfte er den Ball durch die Göttinger Reuse zum 43:51 (7:47 Minuten vor dem Ende). Doch noch immer gaben sich die Veilchen nicht aus. Angetrieben von den eigenen Fans und vielleicht schon etwas mit dem Mut der Verzweiflung gelang es der BG sich wieder auf vier Punkte heran zu arbeiten (48:52). Doch zwei erneute Dreier (Chester Frazier und Ivan Elliott) brachen den bis dato wacker kämpfenden Gastgebern buchstäblich das Genick und so war das Spiel drei Minuten vor dem Ende beim Stand von 48:58 praktisch entschieden. Endstand der Partie 53:63 für die s.Oliver Baskets aus Würzburg.

BG Göttingen - s.Oliver Baskets 53:63 (11:9, 11:16, 19:18, 12:20)

BG Göttingen: Evans (12), Bailey (9), Tucker (6), Bauscher (6), Horne (6), Weber (6), Sykes (4), Adamczak (3), Allen (1), Noch 

s.Oliver Baskets: Elliott (25), Frazier (16), Little (6), Jacobson (4), Boone (4), Kramer (4), King (2), Bucknor (2), Tomaszek 

Zuschauer: 3.447 (ausverkauft)

Mein Fazit zum Spiel:

Tapfer gekämpft und am Ende leider doch verloren. Wie oft haben wir das in dieser Saison bei unseren Auswärtsspielen schon am eigenen Leib spüren müssen. Dieses mal hatten wir das bessere Ende auf unserer Seite. Doch ich muss zugeben, so recht kann ich mich über diesen Sieg nicht freuen. Nicht weil wir schlecht gespielt hätten, sondern viel mehr aus dem Mitgefühl gegenüber der Göttinger Basketball Fans heraus. Wenn man an diesem Samstag live in der Halle war und miterlebt hat wie die Menschen dort Basketball leben, dann tut einem dieser Niedergang doch etwas weh. 

2010 noch die EuroChallenge gewonnen und in den vergangenen Jahren mehrfach die Playoffs der Beko BBL erreicht, droht nun der Abschied aus Deutschlands belle etage des Basketballs. Ein Abschied ins vermeintlich Ungewisse, denn schenkt man den vielen Göttinger Fans Glauben (mit denen ich mich am Samstag unterhalten durfte) dann ist selbst ein Start in der Pro A absolut noch nicht gesichert. Und so droht dem Göttinger Basketball ähnliches Ungemach wie uns seiner Zeit nach dem Abstieg der X-rays. Ein Grund mehr warum ich mit den Veilchen Fans mit fühlen kann. 

Deshalb wünsche ich den Göttinger Basketball Verantwortlichen ein glückliches Händchen und hoffe die Sponsoren gehen den wohl unvermeidlichen Weg in die Zweitklassigkeit mit und lassen diesen Basketball Traditonsstandort nicht sterben. Kopf hoch Veilchen Fans, noch ist nicht aller Tage Abend! Ich drücke euch beide Daumen!

So dass soll es dann auch schon wieder gewesen sein. Ich hoffe ihr hattet, trotz der Verspätung, wieder euren Spaß beim lesen und würde mich natürlich wie immer sehr über Feedback freuen.

Bis zum nächsten mal,

Freddy


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