Mittwoch, 16. Mai 2012

Mit unbändigem Willen zur Sensation - Berlin vs. Würzburg 1:3

Hallo liebe Leserinnen und Leser,


zu einer weiteren Ausgabe meines Basketball Blogs. Es ist vollbracht, die s.Oliver Baskets haben gestern Abend Geschichte geschrieben. Durch den dritten Sieg im vierten Duell mit dem acht maligen deutschen Meister ALBA Berlin, haben die Jungs um Head Coach John Patrick, die Best-of-five Viertelfinal Serie der Beko BBL Playoffs mit 3:1 für sich entschieden.


Der Jubel in der s.Oliver Turnhölle kannte gestern Abend keine Grenzen mehr, als der finale Buzzer ertönte. Sogar die beiden Baskets Geschäftsführer Jochen Bähr und Steffen Liebler wagten ein Siegestänzchen mit Dancin' Ricky und seiner Crew. Ein Bild, das ebenso in die Geschichte der s.Oliver Baskets und des gesamten Würzburger Basketballs eingehen wird, wie das erstmalige erreichen eines BBL Playoff Halbfinals. 


Beko BBL Playoffs - Viertelfinale - Spiel 4


vs.

66 : 60
(11:23, 11:10, 21:8, 23:19)

Endstand der Serie: 3:1

s.Oliver Baskets: Little (20), Kramer (12), Frazier (9), Jacobson (8), Harris (8), Boone (6), Tomaszek (2), Elliott (1), King, Kleber

ALBA Berlin: Schaffartzik (16), Idbihi (9), Taylor (8), Allen (7), Wood (6), Francis (5), Simonovic (4), Schultze (3), Weaver (2), Kalampokis

Zuschauer: 3.140 (ausverkauft)

Ich war vor dem Spiel sicherlich nicht der Einzige, der mit durchaus gemischten Gefühlen in die Halle gekommen ist. 

Würde ALBA Berlin, im Stile eines angeschlagenen Boxers, mit dem Rücken zur Wand stehend, noch einmal zurück kommen oder würde sich das Team von Head Coach Gordon Herbert relativ kampflos in ihr Schicksal ergeben?  

Können die Spieler der s.Oliver Baskets diese schier unglaublichen Leistungen aus den Spielen 2 und 3 an diesem Abend noch einmal auf's Parkett zaubern oder flattern dem Underdog vor diesem so wichtigen Spiel zum ersten mal die Nerven?

Fragen, die sich vor dem Tip-off der Begegnung sicherlich viele der ca. 3.100 Baskets Fans gestellt haben dürften.

Die Befürchtungen sollten dann auch zunächst wahr werden. Die Baskets von Beginn an irgendwie gehemmt, vor allem in der Offense wollte so gar nichts funktionieren. Fehler über Fehler reihten sich zu einer schier unendlich scheinenden Kette zusammen. ALBA Berlin unterdessen mit einem sehr konzentrierten und auch kämpferischen Start in diese für sie so immens wichtige Begegnung. Do or die, das war hier und heute das Motto für die Albatrosse und sie schienen endlich verstanden zu haben, wie man gegen diese Würzburger Mannschaft zu Werke gehen muss. 

So stand es nach knapp fünf gespielten Minuten 7:13 aus der Sicht der Hausherren. Die Defense der Berliner stand gut und so mussten die Baskets immer wieder viele, nicht ganz optimale, Würfe nehmen, welche selten bis gar nicht ihr Ziel fanden. Dieses mal gab es auch nicht so viele zweite oder dritte Wurfchancen, da die Albatrosse anscheinend an ihrem Reboundverhalten gefeilt hatten. Auch in der Offensive schnappte sich Berlin vermehrt die Abpraller und konnte dann meist durch leichte Korbleger punkten. Zum Ende des ersten Viertels war daher der Rückstand der Baskets auf 11:23 angewachsen.

Im zweiten Viertel musste man sich als Würzburger Fan dann doch das ein oder andere mal verwundert die Augen reiben. Ist das das gleiche Team, das ALBA vor einer Woche so dermaßen aus der Halle gefegt hat? Kaum zu glauben, wenn man sich ansieht, wie oft die Unterfranken in dieser Phase des Spiels den Ball weg warfen. Ich hab nicht genau mit gezählt, aber gut möglich dass es fünf Angriffe in Folge waren, die mit einem Würzburger Turnover endeten. Besonders ins Gedächtnis eingebrannt hat sich mir der doppelt Vergebene Korbleger bzw. Tip-in des völlig frei stehenden Alex King. Nur gut, dass die Albatrosse auch den ein oder anderen Fehler einstreuten, so dass der Rückstand zwei Minuten vor der Halbzeit "nur" 14 Punkte betrug (18:32). Durch einen nun folgenden 4:1 "Lauf" konnte man den Rückstand dann zur Pause sogar auf nur noch -11 verkürzen. Es war also, eine starke Leistungssteigerung voraus gesetzt, noch immer alles möglich.

Egal was beide Teams in der Halbzeit an Getränken zu sich genommen haben, sie hätten kaum unterschiedlicher aus der Kabine kommen können. Würzburg nun wieder mit dem Biss, der Leidenschaft der letzten 2,5 Spiele. Berlin hingegen rutschte peux à peux das Herz immer weiter in die Hose. Die für mich und auch viele andere (u.a. auch Sport 1 Experte und Co-Kommentator Ademola Okulaja O-Ton: Dieser Korb war der pure Wille!) Spiel wendende Szene, der Korbleger von Chester Frazier, als er den Ball nach dem Pass von John Little akrobatisch fing, halb am Boden liegend dribbelte, aufstand und zum Korb zog (gegen drei Berliner Verteidiger) und das Leder im Korb versenkte. Die Halle tobte und das Team biss sich weiter und weiter in diese Partie und nach knapp fünf Minuten im dritten Viertel und einem 12:0 Lauf führte man urplötzlich mit 34:33. Das Spiel war gedreht, die anfänglich so gute Leistung der Berliner mit einem Schlag egalisiert. Zwar konnten die Berliner dann noch etwas dagegen halten, zum Ende des Viertels lagen sie dann aber dennoch mit 43:41 hinten.

Was viele hofften aber noch keiner zu sagen wagte, die letzten 10 Minuten dieser Partie, dieser Serie und der Saison von ALBA Berlin 2012 sollten folgen. 

Würzburg verteidigte mit allem was sie hatten, die Fans peitschten ihr Team immer wieder nach vorne. Selbst wenn ALBA mal erfolgreich zum Abschluss kam, so übernahmen die Berliner acht Minuten vor dem Ende mit 45:46 noch einmal die Führung, der Aufsteiger hatte immer die passende Antwort parat. Angetrieben von den beiden Defensiv Terriern Chester Frazier und John Little und natürlich 3.100 lautstarken Fans im Rücken, versetzte man ALBA in den folgenden Minuten den Todesstoß. Nach dem erfolgreichen Dreier von John Little (2:57 Minuten vor dem Ende) zum 57:50 war nicht nur der Jubel in der Arena schier grenzenlos, das Spiel war so gut wie gelaufen. Natürlich versuchte ALBA noch einmal über Fouls die Uhr zu stoppen und selbst schnell abzuschließen, aber die Baskets hatten ihre Nerven nun wieder im Griff und verwandelten die Freiwürfe nun wieder recht sicher. Falls mal ein FW daneben ging, konnte man sich den Offensiv Rebound sichern und das Spiel somit final entscheiden (66:60).

Mein Fazit zum Spiel und dieser Serie:

Das Wunder wurde also tatsächlich vollbracht! Doch war es wirklich ein Wunder oder war es viel mehr ein Mix aus Trotz bzw. zusätzlicher Motivation (Metzger Basketballer) und unbändigem Willen und Einsatz, der ALBA letzten Endes richtig gehend bezwungen hat? Ich für meinen Teil bin eher für Letzteres.

Wenn man sich alle vier Spiele im Nachhinein noch einmal vor Augen führt, dann hat man (abgesehen von der ersten Halbzeit in Spiel 1) ALBA Berlin eigentlich durchweg im Griff gehabt. Das werden auch die Berliner Fans neidlos anerkennen. Und man hat eine Sache mehr als deutlich bewiesen, wir können mehr als "Metzger Basketball"! 


Diesen Erfolg, hatten uns vor dem Start dieser Serie sicherlich die wenigsten Fans in Basketball Deutschland zu getraut. Spätestens jetzt dürfte aber allen klar sein, mit diesen verrückten Würzburgern muss man im weiteren Verlauf dieser Playoffs rechnen. 


"Unglaubliches wird passieren", so lautet der offizielle Slogan der Beko BBL für die Playoffs 2012. Warum nicht noch einmal? Warum nicht auch gegen ratiopharm Ulm? Wir werden sehen.


Das soll es dann auch schon wieder gewesen sein. Ich hoffe ihr hattet wieder euren Spaß beim Lesen! Wir sehen uns am kommenden Sonntag in Ulm bzw. Neu-Ulm. 600 Karten stehen uns dort zur Verfügung, ich bin mir relativ sicher, die werden wir auch brauchen!


Bis zum nächsten mal,


Freddy

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