Sonntag, 1. Januar 2012

Enttäuschung und Frust pur

Hallo liebe Leserinnen und Leser,


zu einer neuen Ausgabe meines Basketball Blogs. Zu aller erst, wünsche ich euch allen ein frohes neues Jahr 2012! Ich hoffe ihr seid gut rein gerutscht und habt ordentlich gefeiert. Bei den 33 Bremerhaven Fahrern wird das feiern schon noch etwas getrübt gewesen sein...


Freitag Früh um 4.20 Uhr ging unser Trip gen Norden los. Nach einem etwa zwei stündigen Zwischenstopp in der Meyer Werft in Papenburg (u.a. die Schiffe der AIDA Flotte werden hier gebaut) ging es dann zunächst zum kurzen Check-in ins Hotel "Residenz Hansekogge" nach Cappel-Neufeld. Dass die Werft-Besichtigung das unbestrittene Highlight dieses Wochenendausflugs bleiben sollte, konnte man bis dahin noch nicht erahnen...


Anschließend machte sich unser Tross auf nach Bremerhaven, zum letzten Spiel unserer Baskets im Jahr 2011.


Zum Spiel.


vs.

Eisbären Bremerhaven gegen s.Oliver Baskets

Nach den Erfahrungen der letzten Auswärtsspiele war unsere Reisegruppe doch sehr skeptisch, ob es dort oben im hohen Norden endlich den lang ersehnten zweiten Auswärtssieg der Saison geben würde.

Die erste Überraschung des Spiels hatte Coach John Patrick schon vor dem Sprungball parat. Erstmals in dieser Saison standen Alex King und Chester Frazier für Chris Kramer und Ivan Elliott in der Starting Five, letzterer hat in den vergangenen Wochen doch mit extremen Leistungsschwankungen zu kämpfen. 

Unsere Jungs starteten unerwartet gut und entschlossen in die Partie, von Verunsicherung und mangelndem Selbstvertrauen in fremder Halle keine Spur und nach drei Minuten im ersten Viertel und einem Zwischenstand von 2:9 aus Eisbären Sicht, musste man sich als Anhänger der Baskets doch schon so ein wenig die Augen reiben. Angenehm überrascht waren wir alle mal. Spätestens mit der Einwechslung von "Lucky Luke" Ricky Harris war die Gegenwehr der Eisbären zunächst gebrochen. Mit 21:14 für die Gäste, ging es dann in die erste Viertelpause.

Im zweiten Viertel dann zunächst das gleiche Bild. Bei den Hausherren lief so gut wie nichts zusammen, die Rebounds flogen fast automatisch in die Hände der Würzburger Spieler und nach Ricky Harris' nächstem Dreier zum 38:23 waren wir uns Würzburger einig, das Ding geben wir heute nicht mehr her! Zu überlegen waren unsere Jungs bis dato aufgetreten. Auch das ohnehin schon nicht besonders euphorisch und enthusiastisch wirkende Bremerhavener Publikum schwieg nun fast ausnahmslos. 

"Wir gewinnen sowieso, Baskets s.O." schallte es durch das nicht ganz ausverkaufte Rund der Stadthalle Bremerhaven - ein Trugschluss wie sich später noch heraus stellen sollte...

Die Fans waren sich einig, bis zur 18. Spielminute war das wohl die bislang beste Leistung in fremder Halle in dieser Saison. Doch was danach folgen sollte, kann man eigentlich kaum glauben. Wäre ich nicht selbst dabei gewesen, ich wüsste nicht wie das hätte von Statten gehen sollen....

Die Baskets, wie gesagt, bis zur 18 Spielminute das absolut dominierende Team. In allen Belangen war man den Gastgebern überlegen. In den letzten beiden Spielminuten der ersten Hälfte gestattete man den Eisbären dann leider einen 8:0 Lauf, so dass die Gastgeber zur Halbzeit wieder auf 7 Punkte heran kommen konnten und auch das Publikum wieder so ein wenig neue Hoffnung schöpfen konnte. Das Momentum hatte gewechselt. Vor der Pause ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt.

In der Pause waren wir uns dennoch einig, wir gewinnen das Ding heute, ohne wenn und aber. Außer, ja außer wir erleben (wie so oft schon in dieser Saison) wieder einmal einen Einbruch im dritten Viertel. Unsere Befürchtungen sollten sich leider recht schnell bewahrheiten...

Als würde nun ein völlig anderes Würzburger Team auf dem Feld stehen, spielte man nun völlig Kopflos und nervös. Als hätte in der Pause irgendwer den Stecker gezogen... 

Im Angriff gab es wie so oft nur noch eine einzige Option: Dreier werfen. Das leider, wie fast immer in den letzten Wochen, mit absolut überschaubaren Erfolg. Am Ende der Partie fanden ganze 7 von 32 Dreiern den Weg in den gegnerischen Korb. Viel zu wenig, wie man leider schmerzlich feststellen musste.

Bis knapp zwei Minuten vor dem Ende des dritten Viertels konnten die Gäste ganze FÜNF (!!!) Pünktchen erzielen. Die Gastgeber hingegen legten (angetrieben vom nun begeisterten Bremerhavener Publikum) einen 17:0 Lauf (!!!) hin und gingen zu diesem Zeitpunkt sogar zwischenzeitlich das erste mal in dieser Begegnung in Führung. Erst Chris Kramer und vor allem erneut Ricky Harris konnten diese Bilanz am Ende noch etwas aufbessern. So stand es am Ende doch noch unentschieden 51:51.

Tief durch atmen hieß es da im Gästeblock. Die Euphorie der ersten Hälfte, war so gut wie verschwunden. Es war mal wieder zittern angesagt. Die ersten Unmutsäußerungen gab es oben drein, irgendwie schon verständlich, nein sogar berechtigt wenn ihr mich fragt.

Rein ins letzte Viertel, doch selbst das letzte Fünkchen Hoffnung sollte bald verflogen sein. Erst ein erneuter Run der Eisbären zum 58:54 und dann das 5. Foul von Chester Frazier, für den die Begegnung damit zu Ende war. Danach ein Treffer von Chris McNaughton und ein weiterer Dreier von Mike Smith. Bereits die Vorentscheidung an diesem Abend. 

Ein Korb vom erneut enttäuschend spielenden Ben Jacobson und zwei weitere Dreier von Ricky Harris (darunter ein Buzzer Beater zum Ende des Spiels) lassen das Ergebnis noch freundlicher aussehen, als es am Ende eigentlich war. So musste man also auch beim letzten Auswärtsspiel des Jahres als Verlierer das Parkett verlassen, der Gästetross verharrte noch einige Minuten schweigend, geschockt und enttäuscht auf seinen Plätzen im Gästeblock.

Eisbären Bremerhaven - s.Oliver Baskets 79:71 (14:21, 17:17, 20:13, 28.20)

Eisbären Bremerhaven: Smith A. 17, Cain 14, Everrett 14, Mc Naughton 13, Smith M. 11, Peacock 7, Canty 2, Gordon 1, Raffington

s.Oliver Baskets: Harris 19, Little 15, Boone 9, Elliott 9, Kramer 6, Jacobson 5, Frazier 5, Tomaszek 3, King, Kleber, Clay

Zuschauer: 3.740

Mein Fazit zum Spiel:

Ich hab's in meinem Spielbericht ja schon geschrieben, wäre ich nicht live vor Ort dabei gewesen, ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass man so ein Spiel noch aus der Hand geben kann. Ich weiß nicht wie es am Live-Ticker gewirkt haben muss, aber in der Halle war es einfach nicht zu fassen.

Ganz ehrlich, ich hatte ja erwartet, dass man auf Grund der letzten Auswärtsspiele, eher etwas verunsichert in die Partie starten würde. Auch die Maßnahme von Coach John Patrick mit Alex King und Chester Frazier zwei eher defensiv starke Spieler in die Starting Five zu berufen, schien diese Annahme zunächst zu bestätigen. 

Als man dann nach wenigen Minuten bereits mit 9:2 führte, dachte ich, wow was ist den mit denen heute los. Die haben sich anscheinend doch so einige vor genommen. Bis zur ominösen 18.Spielminute war das bisher Dargebotene wirklich das Beste was ich von unseren Jungs in dieser Saison in fremder Halle erleben durfte. Aber dann hat irgendwer den Stecker gezogen, anders kann ich mir diesen Leistungsabfall einfach nicht erklären. 

Man muss sich ja eines vor Augen halten, was das Ganze noch krasser erscheinen lässt. Man kam von einer 15 Punkte Führung zu einem zwischenzeitlichen 15 Punkte Rückstand! Und das fast innerhalb eines Viertels. Einfach nicht zu fassen...

Wie in den letzten Wochen gab es auch an diesem Abend (ab der 18. Spielminute) wieder nur eine Offensivstrategie: Dreier, Dreier, Dreier. Insgesamt 32 Versuche und lediglich 7 Treffer, davon alleine 5 (!!!) von Ricky Harris. Bis dahin suchte man auch des öfteren mal den Weg zum Korb. Warum man diese, bis dahin sehr erfolgreiche Strategie, dann so urplötzlich fallen ließ, ich hab wirklich keine Ahnung. Besonders Ivan Elliott und an diesem Abend auch Alex King waren hierbei total von der Rolle. Wenn ich dann in der Pressekonferenz von John Patrick hören muss, dass Ivan Elliott ja viele freie Dreier verweigert hat und statt dessen lieber zum Korb gezogen ist, versteh ich die Welt nicht mehr, Entschuldigung... Warum soll ein Spieler ohne jegliches Selbstvertrauen (warum auch immer) munter weiter werfen, wenn er eh nichts trifft? Da ist doch der Zug zum Korb die absolut richtige Entscheidung oder nicht? 

Die Würfe von Alex King haben an diesem Abend oftmals ja noch nicht mal den Ring berührt. Warum ein Spieler dann munter weiter ballern soll, i don't know...

Die Spielszene die für mich an diesem Abend den sprichwörtlichen Vogel abgeschossen hat, ereignete sich im letzten Viertel. Chris Kramer tankt sich bis zum Korb durch, an drei Gegenspielern vorbei, doch anstatt mit dem einfachen Layup abzuschließen und zwei sichere Punkte einzufahren, passt er den Ball bei ablaufender Shotclock (noch 2 Sekunden) an die Dreierlinie zu Ivan Elliott, der dann nicht mal mehr zum Abschluss kommt, weil die Shotclock unterdessen abgelaufen ist. Selbst wenn Ivan noch zum Wurf gekommen wär, wie hoch wäre die Wahrscheinlichkeit zu diesem Zeitpunkt wohl gewesen dass der Ball rein fällt? 

Ich war nach dem Hagen Spiel ja schon angefressen, aber was ich an diesem Abend erleben musste, habe ich in über 15 Jahren als Basketball Fan noch nicht gesehen.

Nach diesem Spiel bleib ich absolut bei der Ansicht, die auch viele andere Würzburger und Nicht-Würzburger Basketball Anhänger teilen. Unser Offensivspiel ist zu statisch und ist für die Gegner einfach zu leicht auszurechnen. Fallen unsere Dreier nicht, haben wir kaum Möglichkeiten Punkte zu erzielen und man kann halt nicht jeden Gegner unter 60 oder 70 Punkte halten. Das ist schlichtweg unmöglich. Da kommt noch sehr viel Arbeit auf unseren Coaching Staff zu, vor allem weil ja schon morgen das nächste Top Team der Beko BBL auf uns wartet, ALBA Berlin.

Ich bin sehr gespannt, wie das Team diese bittere Pleite in Bremerhaven verkraftet hat und ob man bis morgen Abend einen Schlüssel zum nächsten Heimsieg gefunden hat. We'll see...

Bis zum nächsten mal,

Freddy






1 Kommentar:

  1. Hallo Freddy,
    erste Berichtigung: wie Du sagst, 33 Fans im Bus aber ..... nochmals ca. 10 Selbstfahrer und 1 Eisenbahnfahrer (ich)und 12 Verwandte/Freundin (1)von R. Tomaszek.
    Jetzt ein riesiges Kompliment an den euch, den FanClub: Ihr habt teilweise mehr Stimmung erzeugt als alle anwesenden "kühle Norddeutsche" (das war auch die Meinung vieler Eisbären) Respekt!!!!
    zweite Berichtigung: schicke voraus, dass ich auch in Oldenburg war (hätten wir gewinnen können), in Hagen (hätten wir gewinnen müssen) und in Bremerhaven (hätten wir zweimal gewinnen müssen)! Und jetzt lehne ich mich weit aus dem Fenster und behaupte (subjektiv): die Eisbären haben keinen 17:0-Lauf hingelegt, sie haben einen 4:0 p l us, daraus resultierend einen 13:0-Lauf gestartet (4 + 13 = 17). Gut nachzuvollziehen im BBL-LiveTicker
    3. Viertel Minute 6:34 !!!! Was ich damit sagen will? Selber eine Meinung bilden. Auf jeden Fall war die Mannschaft dann total verunsichert (ich saß ca. 15 m hinter der Spielerbank).Ich hoffe jetzt auf Alba .....(!) (habe leider keine Karte. Kannst Du helfen?)und dann bin ich in Tübingen, Bayreuth, München und Bamberg auch wieder "vor Ort" und bin überzeugt, dass wir mit dem einen oder anderen Erfolgserlebnis nach Hause fahren.

    Gutes Neues

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